Brauereien und Blogger: Es ist kompliziert

Seit knapp fünf Jahren bin ich Blogger. Ich blogge über alkoholfreies Bier. Wenn ich höre oder lese, dass eine Brauerei ein neues alkoholfreies Bier auf den Markt bringen wird oder bereits gebracht hat, dann kommt mein Jagdinstinkt zum Vorschein. Ich suche nach Mittel und Wege, wie ich an das neue Bier komme. Gerne würde ich es direkt nach der Markteinführung haben wollen und im Idealfall auch darüber schreiben. 

Der übliche Weg ist dann, dass ich die jeweilige Brauerei anschreibe und darum bitte, das man mir das neue alkoholfreie Bier zusendet. Wenn die Brauerei weitere alkoholfreie Sorten im Sortiment haben, bitte ich um Zusendung einer alkoholfreien Auswahl. Da ich nichts geschenkt haben möchte, bitte ich direkt, mir eine Rechnung zukommen zu lassen oder man mir eine Bankverbindung nennt, dass ich in Vorkasse treten kann. 

Leider ist es nicht der Normalfall, dass eine Brauerei antwortet. Sollte ich doch eine Antwort erhalten, dann möge ich mich gedulden, bis das Bier in den örtlichen Handel kommt. Das kann aber schon mal doof sein, wenn die regionale Brauerei nur im eigenen Umfeld den Handel beliefert. Es wird auch mal angeboten, dass ich einen 20er Karton sortenrein bestellen kann. Zwanzig Flaschen von einem mir unbekannten Bier finde ich sehr mutig. Gerne wird auch darauf verwiesen, dass demnächst der Onlineshop erneuert wird und es dann einfacher ist, einzelne Flaschen zu bestellen. Demnächst kann ein dehnbarer Zeitraum sein. Es kann der Eindruck entstehen, dass ich abgewimmelt werde. Günstiger kann eine Brauerei nicht an Werbung kommen.

Symbolbild unter Mithilfe von ChatGPT

Aber es wäre zu einfach, wenn die Schuld nur bei den Brauereien zu suchen ist. Oft habe ich auch den Eindruck, dass das Verhalten der Brauereien das Ergebnis einer gewissen Entwicklung ist. 

In den vergangenen Jahren habe ich den einen oder anderen Blogger oder Influenzer kennengelernt, die verwundert waren, dass ich noch Geld für Bier ausgeben. Die bekommen so viel Bier zugeschickt, dass sie nicht mehr einkaufen müssen. Das kann nicht mein Anspruch sein. 

Erschreckend finde ich, wie Bloggerkolleginnen und -kollegen sich gegenüber Brauereien gebaren. Gerne wird mit Druck gearbeitet. Druck ist der entschärfte Begriff. Nötigung wäre manchmal angebrachter. Wie ich darauf komme? Beispiele:

  • • „Meinen ersten Blogbeitrag möchte ich über eure Brauerei schreiben und es kann nicht in eurem Interesse sein, dass ich negativ starte.“
  • • „Ich werde darüber berichten, dass ihr nicht kooperieren möchtet.“
  • • Brauerei verlost etwas auf Instagram und Influenzer sagt der Brauerei, er möchte gewinnen und zusätzlich noch diverse weitere Artikel gratis erhalten. 

Mir gefällt diese Entwicklung nicht. Warum bloggen wir? Ich kann für mich sprechen und hier sehe ich den Prediger in mir. Ich möchte verkündigen und ich möchte auf die Entwicklung beim alkoholfreien Bier hinweisen. Ganz wichtig: mir macht das Spaß, mir macht alkoholfreies Bier Spaß und mir macht die Entwicklung Spaß.

Ich freue mich natürlich, wenn mir eine Brauerei unangekündigt ein Verkostungspaket zuschickt. Kommt schon mal vor. Gerne möchte ich mein Bier, was ich trinke, auch selbst bezahlen. Es wäre unhöflich, die Brauerei zu fragen, was ich denen „schuldig“ bin. Seit einigen Monaten spende ich den Gegenwert eines solchen Pakets an wohltätige Einrichtungen. Zur Zeit spende ich an  blu:prevent. Das ist die Präventionsarbeit des Blauen Kreuzes e. V., die sich an die jüngere Generation richtet. Meine Erfahrung ist seit Jahren, dass der Konsum von Spirituosen bei jungen Menschen zugenommen hat. Daher finde ich die Arbeit von blu:prevent wichtig!