Tour de Baltikum – Bier in Osteuropa
Wieder hatte ich im Mai Urlaub und wieder hab ich mir eine Zugfahrt herausgesucht, um fremde Länder und ihr alkoholfreies Bier zu erkunden. Diesmal aber habe ich mich etwas gefordert, da ich nach Litauen, Lettland und Estland wollte. Gefordert, weil ich weiß, dass es nicht einfach ist mit der Bahn bis nach Tallinn zu kommen. Mir war klar, ich konnte die Fahrt nur in Etappen planen.
Wuppertal – Warschau
Ich hatte mich entschieden, dass ich mit dem ICE nachts nach Berlin fahre. So bin ich spät am Abend nach Essen gefahren, um dann dort kurz nach Mitternacht den ICE zu besteigen. In Essen angekommen habe ich erfahren, dass der ICE außerplanmäßig nicht in Essen halten wird. So bin ich mit einem Regionalexpress nach Duisburg gefahren, da ich wusste, dass der Zug dort halten wird. In Duisburg ist der ICE auch tatsächlich mit 70 Minuten Verspätung abgefahren. Da unterwegs noch weitere Bahnhöfe ausgelassen worden sind, ist der Zug fast pünktlich in Berlin angekommen. Aber nur fast. Meinen Eurocity nach Warschau habe ich verpasst und durfte sage und schreibe vier Stunden auf die nächste Verbindung warten.
Der Eurocity wurde von der polnischen Eisenbahn Gesellschaft PKP betrieben. In Deutschland, also auf der kurzen Strecke zwischen Berlin und Frankfurt / Oder konnte man Kaffee, Tee, Wasser, und Süßigkeiten käuflich erwerben. Hinter der Grenze waren das gratis Zugabe der polnischen Eisenbahn.
Ankunft in Warschau
In Warschau hatte ich verhältnismäßig wenig Zeit und ich habe mich recht schnell vom Hotel in die Innenstadt begeben und bin zum Brauereikneipe der Brauerei Pinta gegangen. Ein recht unspektakulärer Ort, wo wenig Werbung für die eigene Karte gemacht wird, aber die Bierauswahl war auch im alkoholfreien Bereich positiv.
Zum Abend hin ist es merklich kühler geworden und ich musste mehr als 2 km zum Hotel laufen. Ich war überrascht, dass ich mit meiner deutschen Uber-App auch polnische Fahrzeuge ordern konnte.
Warschau – Vilnius
Recht früh ging mein Zug von Warschau nach Vilnius und am Bahnhof angekommen war ich irritiert, denn es war kein Zug nach Vilnius angezeigt. Es fuhr zwar ein Zug unter der gleichen Zugnummer jedoch in den Ort Mokawa. Ich war nicht der einzige, der irritiert war, Und wie es der Zufall wollte, bin ich auf einen deutsch sprechenden Mann gestoßen. Er wusste zwar auch nicht weiter, aber wir waren so mutig, einfach in den Zug einzusteigen. Es war eine lange und entspannte Fahrt nach Litauen und später löste sich das Rätsel auf, warum der Zug nicht nach Vilnius fährt. Mokawa ist der erste Bahnhof nach der litauisch-polnischen Grenze. Dort steigt man aus dem polnischen Eurocity aus und steigt in den Zug gegenüber ein, der einen weiter nach Vilnius bringt. Bis Mokawa kommt man mit der europäischen Normalspur und weiter geht es dann auf der russischen Breitspur. Daher auch der Zugwechsel. Und das sind auch die beiden einzigen Züge, die pro Tag an dem Bahnhof halten.
Deutsch-finnische Begegnungen
In dem litauischen Zug bin ich dann mit dem Mann vom Warschauer Bahnhof gefahren. Er ist Finne, wohnt in Berlin und ist auf Heimatbesuch nach Helsinki unterwegs. Von Vilnius wollte er mit dem Bus nach Tallinn und dann von dort mit der Fähre nach Helsinki. Jukka hatte noch Zeit in Vilnius und wir sind gemeinsam ein Bier trinken gegangen. Ein witziger Zeitgenosse, wenn auch etwas chaotisch, aber so, wie ich die Finnen bisher kennengelernt habe. Demnächst bin ich in Berlin und vielleicht schaffen wir es, dass wir uns wieder auf ein Bier treffen.
Regen und Hinrichtung
Vilnius stand unter keinem guten Stern für mich. Ursprünglich wollte ich drei Nächte bleiben und dann von Vilnius nach Riga mit dem neuen durchgehenden Zug fahren. Nur an dem geplanten Reisetag (und es fährt nur ein Zug) war der Zug ausgebucht. Vier Nächte wollte ich nun nicht in Vilnius haben, und so habe ich meinen Aufenthalt auf zwei Übernachtungen reduziert. Dann hat der Dauerregen mir die Lust genommen, mich in Vilnius länger umzusehen. Gezielt bin ich aber in das Genozidmuseum gegangen. Es ist das ehemalige KGB Hauptquartier in Vilnius, das noch sehr gut erhalten ist und sehr viel zu litauischen Geschichte erzählen konnte. Beeindruckend fand ich die Kellerräume. Im Keller befand sich das Gefängnis mit Zellen in unterschiedlichen Größen, aber auch zwei Zellen zum Waterbording. Erschreckend war, dass das Wasser zur Folter der Jahreszeit entsprechend angeglichen worden ist. Im Sommer war es heiß und im Winter eiskalt. Aber in den Kellerräumen, fanden auch Hinrichtung statt Und diesen Raum konnte man auch besichtigen.
Im Hotel habe ich ein Schild gesehen, dass in meiner zweiten Nacht kein Wasser genutzt werden kann, da an der Wasserleitung Arbeiten verrichtet werden müssen. Ab 5:00 Uhr früh war aber geplant, dass das Wasser dann wieder läuft. Kurz vor 6:00 Uhr bin ich auch unter die Dusche gesprungen und habe dann gemerkt, was wohl repariert worden ist. Der Wasserdruck war so stark, dass ich dachte, ich hätte die Düse eines Kärcher in der Hand. Der Dreck wurde mir quasi vom Körper gekärchert. So bin ich in den Genuss einer unverhofften Massage gekommen.
Vilnius – Riga
Um 6:30 Uhr vorbereitet schon der Intercity von Vilnius nach Riga ab. Diesen Intercity gibt es erst seit Jahresanfang. Er verkehrt nur einmal am Tag und das bereits schon um 6:30 Uhr. So musste ich auf das Frühstück im Hotel verzichten, aber der große Verlust ist es nicht gewesen.
Der Zug ist auch nicht sonderlich groß. Wer die S28 der Regiobahn kennt (Kaarst – Düsseldorf – Mettmann – Wuppertal), hat eine ungefähre Vorstellung.
In Riga angekommen habe ich mein Gepäck im Hotel abgegeben, um mich direkt auf dem Weg durch die Straßen zu machen. Riga wirkte komplett anders im Vergleich zu Vilnius. Offener und freundlicher kam es mir vor. Und ja, in den ersten Stunden hat es auch in Riga geregnet.
Spätestens als ich die Altstadt von Riga gesehen habe, hat die Stadt bei mir gewonnen. Kleine Lokale, die Chance oft Kaffee trinken zu können und einladende Kneipen, um ein schnelles Bier zu trinken. Begeistert hat mich die Kneipe „2 More Beers“. Über den Laden habe ich in den letzten Tagen bereits geschrieben.
Sightseeing in Riga
An meinem zweiten Tag in Riga habe ich das schöne Wetter ausgenutzt und bin die Stadt abgelaufen. Ein Eindruck wurde unterstrichen. Vor meinem Urlaub wurde mir das ein oder andere Mal gesagt, dass Riga die schönere Altstadt hat im Vergleich mit den andern baltischen Hauptstädten und dem kann ich nur zustimmen. Am Nachmittag habe ich einen Halt in einem belgischen Biercafé gemacht und trank dort zu meinen doppelten Espresso ein alkoholfreies Leffe Bruin. Das Bier finde ich eigentlich nicht so toll (früher habe ich die alkoholische Version aber sehr gerne getrunken), aber in Verbindung mit dem starken Kaffee war das echt ein Gedicht. Zum wiederholten Male ist mir aufgefallen, dass Kaffee der ideale Begleiter zum Bier ist. Abends fand man mich wieder bei „2 More Beers“.
Riga – Tallinn – Helsinki – Tallinn
Für meine letzte Etappe habe ich freiwillig auf den Zug verzichtet. Ich hätte mit einem Zug von Riga nach Valga fahren dürfen, einem Ort an der lettisch-estnischen Grenze, um dort den Zug zu wechseln und eine neue Fahrkarte zu kaufen. Jedoch betrug die Wartezeit knapp vier Stunden und darauf hatte ich keine Lust. Den Anbieter „Luxexpress“ habe ich mir ausgesucht und ich habe es nicht bereut. Bequeme Sitze, freundliches Personal (nicht nur der Fahrer, auch der Mitarbeiter, der sich ausschließlich um das Gepäck kümmert) und im Sitz vor mir ist ein kleines Display eingelassen, über das man Filme gucken kann oder auch kleinere Spiele spielt.
Ein Nachteil aber war, dass der Busbahnhof in Tall nicht zentral gelegen ist. Ich konnte mit der Straßenbahn in die Nähe meines Hotels fahren, aber der Kauf der Fahrkarte bedarf einer gewissen Vorbereitung. Automaten oder Ähnliches findet man nicht und hier habe ich deutlich gesehen, wie fortschrittlich Estland in der Digitalisierung ist. Wir selbstverständlich kann man über eine App des Nahverkehrsunternehmens nach Registrierung eine Fahrkarte kaufen. Und alles war sehr einfach geregelt.
Tallinns Altstadt
Mein Hotel hatte ich in der Altstadt von Tallinn. Es war tatsächlich so, dass ich von dem Hotel aus alles sehr gut erreichen konnte. Nachdem ich eingecheckt habe und mich mit einer Dusche erfrischen konnte, habe ich einen Spaziergang durch die Altstadt gemacht. Vor 19 Jahren war ich schon mal für einen Tag in der Altstadt. Wir haben in Finnland Urlaub gemacht und bei einem Aufenthalt in Helsinki sind mit der Fähre für einen Ausflug nach Tallinn gefahren.
Finnische Preise in Estland
19 Jahre ist eine lange Zeit und es hat sich sehr viel verändert. Die Altstadt von Tallinn ist immer noch schön, keine Frage, aber man sagt Estland eine gewisse Nähe zu Finnland nach. Das kann ich unterstreichen. Nicht nur die Sprache hat Ähnlichkeiten mit der finnischen, auch das Preisniveau hat sich Finnland angeglichen. Es war echt ein großer Unterschied zu den beiden vorherigen baltischen Hauptstädten. Ich habe in einem Café in der Altstadt einen doppelten Espresso und ein Mineralwasser bestellt und konsumiert. Beides zusammen hat 9,70 € gekostet. Ich bin auch aus der Altstadt kurz rausgegangen und habe das eine oder andere Einkaufszentrum gesehen. In einem habe ich eins zu eins das gleiche bestellt und habe auch das gleiche Mineralwasser bekommen. Großer Unterschied war nur, dass ich genau 5.- € weniger gezahlt habe.
In der Altstadt selbst habe ich, wenn ich essen gehen wollte, kein Gericht unter 14.- € bekommen und ein alkoholfreies Bier nicht unter 5.- €. Da war ich auch aus Vilnius und Riga anderes gewohnt.
Mein Hotelzimmer verfügte über einen Kühlschrank und den habe ich jeden Tag mit mir neuen estnischen, alkoholfreien Bier gefüllt. Ich habe keine großen Unterschied zu den deutschen Brauereien festgestellt. Je größer die Brauerei desto unangenehmer das alkoholfreie Bier. Eine Brauerei aus Estland hat es mir aber angetan. Dazu in einem gesonderten Artikel. Wenn der erstellt ist, werde ich ihn hier verlinken.
Vor 19 Jahren habe ich mir ein T-Shirt der Brauerei Saku gekauft. Vor der fahrt wollte ich eigentlich nach einem erneuten Shirt schauen, aber nachdem ich deren alkoholfreies Bier getrunken habe, war ich froh, dass ich kein Shirt von Saku gefunden habe.
Tagesausflug nach Helsinki
In Tallinn hatte ich viel Zeit und habe mir daher auch vorgenommen, mit der Fähre nach Helsinki zu fahren. Morgens um 7:30 Uhr legte die Fähre ab, brauchte zwei Stunden bis nach Helsinki und vor Ort hatte ich dann sechs Stunden Aufenthalt. In der Innenstadt angekommen zog es mich direkt in das Kaufhaus Stockmann. Bei meinen vorherigen vier Aufenthalten in Helsinki fing jeder Aufenthalt mit einem Kaffee bei Stockmann an. Bevor ich aber in das Café des Kaufhauses gegangen bin, habe ich direkt den Supermarkt aufgesucht und bin mit 15 verschiedenen Dosen alkoholfreien finnischen Bier dort wieder raus. Zum Glück habe ich meinen Rucksack mitgenommen. Was auch gut so war. Im Kaufhaus habe ich mir noch eine Kofferwaage gekauft bevor es ins Café ging. Ich hatte den Eindruck, dass mein Koffer für den Rückflug schwer sein könnte. Ich greife mal vorweg, mein Koffer durfte 23 Kilo wiegen und die Kofferwaage zeigte mir auch diese 23 Kilo an. Demnach war das eine gute Investition.
Endlich im Café angekommen, habe ich eine doppelten Espresso genießen können. Dieser war tatsächlich fantastisch, aber ich habe mich dazu entschlossen in Finnland nichts zu essen. Da ich schon seit mehreren Wochen Intervallfasten mache, komme ich gut mit längeren Zeiträumen ohne Nahrungsaufnahme aus. Geizig bin ich bestimmt nicht, aber ein Franzbrötchen für 6.- hat mir den Appetit genommen.
Nachdem ich das Kaufhaus Stockmann verlassen habe, zog es mich zum Dom von Helsinki. Ich habe den Dom als fantastisches Gebäude in Erinnerung und wollte dort wieder hin. Als ich ankam, musste ich feststellen, das genau in diesem Moment der Dom für Führungen und Besichtigungen geschlossen worden ist. Aber ich habe mich sehr gefreut, dass das Wetter so wunderbar war. Der Vorplatz hat viele Sitzmöglichkeiten angeboten und ich konnte mich entspannt in die Sonne setzen. Es hat mir doch so gut gefallen, dass ich glatt eingeschlafen bin und mir eine schöne Pause gegönnt habe. Wieder wach war ich Zeuge eines ornithologischen Schauspiels. Auf dem Platz wurden von zwei mobilen Händlern Eis angeboten. Aus der Ferne konnte ich den Preis erkennen, aber ich war mir nicht sicher, ob es stimmte, was ich da gesehen habe: eine Kugel Eis 5.- € kostet und zwei Kugeln 7.- €. Ich hatte es aus der Ferne richtig erkannt, ich glaubte es einfach nicht. Es war noch nicht mal ein Eis aus eigener Herstellung. Es wurde von Langnese das Carte d’Or verkauft.
Die beiden mobilen Eisverkäufer haben offensichtlich gutes Geschäft gemacht. Es waren recht viele Touristen vor Ort, die asiatisch ausgesehen oder ein amerikanisches Englisch gesprochen haben. Diese haben sich ein Eis gegönnt, wenige im Becher, eher in der Eiswaffel. Ferner konnte ich sehen, dass sich zwei Möwen auf dem Weg gemacht haben, um einer Person das Eis in der Waffel streitig zu machen, was auch funktioniert hat. Der Schrecken bei den Touristen war so groß, dass sie ihr Eis haben fallen lassen und lag es auf dem Boden kam eine Großfamilie von Möwen angeflogen und haben sich über Eis und Waffel leer gemacht. Das habe ich nicht nur einmal gesehen. Schaut euch das Foto in Großformat an und achtet auf die Möwe ganz vorne.
Einen Bottleshop habe ich in der Nähe vom Hauptbahnhof entdeckt. Das Angebot an alkoholfreien Bier war da groß und man konnte die Biere aus der Kühlung auch direkt vor Ort verköstigen. Jedoch habe ich nichts gefunden, was mich interessiert hat. 90 % aller Biere waren von der britischen Brauerei Mash Gang. Mash Gang und ich werden wohl keine Freunde mehr. Ich habe keine Ahnung, wie viele Biere die Brauerei schon herausgebracht hat, aber ich habe bereits 48 unterschiedliche Biere der Brauerei getrunken. Gefühlt hab ich den Eindruck, alle zwei Wochen kommt ein neues Bier von denen. Lieber sollte man sich auf wenige Biere konzentrieren und nicht meinen immer wieder das Rad neu zu erfinden. Die restlichen 10 % der Biere, die in dem Bottleshop verkauft worden sind, kannte ich bereits schon. Beziehungsweise haben Sie ein finnisches alkoholfreies Bier angeboten, aber das habe ich am Vormittag bei Stockmann gekauft und auch nur vor einem Bruchteil des Preises.
Im Anschluss habe ich mir am Bahnhof finnische Züge angeguckt, setzte mich in die Straßenbahn und fuhr zur Fähre. Nach einer entspannten Fahrt bin ich dann wieder in Tallinn angekommen und freute mich schon auf den nächsten Tag.
Wieder in Tallinn
Am Tag nach Helsinki hatte ich echt Probleme. Ich konnte nicht laufen. Vor vielen Jahren hatte ich im Schienenbein eine Knochenhautentzündung und ich fühlte mich an den Schmerz erinnert. Das war für mich klar, das wird ein runder Tag. Gesehen, dass der Bahnhof von Tallinn ganz in der Nähe ist. Dann kurze Spaziergang traute ich mir zu und ging dorthin. Wenn man in Westeuropa in den Hauptstädten große Bahnhöfe gewohnt ist, kann man das nicht im Baltikum erwarten. Es ist alles kleiner, süßer. Auch der Bahnhof in Tallinn ist sehr überschaubar. Bei einem Kaffee im benachbarten und sehenswerten Einkaufszentrum (eigentlich war es eine moderne Markthalle) habe ich entdeckt, dass ganz in der Nähe eine Peter Lindbergh-Ausstellung ist. Ich hatte ein neues Ziel: das Fotografiska-Museum. Das ist ein neues Gebäude auf dem Gelände eines ehemaligen Industriegebiet. Sehr viel Kunst und Kullinarik, alles wirkt alternativ. Ich fühlte mich dort wohl.
Wohl fühlte ich mich auch in der Ausstellung. Ich hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Begegnungen mit dem Werk von Peter Lindbergh und ich war immer begeistert. Er war einfach ein faszinierender Fotograf.
Zwei Orte wollte ich in Estland eigentlich noch besucht haben: Tartu und Narva. Tartu ist in diesem Jahr einer der europäischen Kulturhauptstädte und an Narva hat mich gereizt den östlichsten Ort vom Estland zu besuchen. Theoretisch wäre es mit der Eisenbahn kein Problem gewesen, wenigstens einen der beiden Orte anzufahren. Aber einen Taktfahrplan habe ich nicht gesehen und hat die Planung nicht erleichtert. Es fahren mehrere Züge pro Tag, aber in meinen Augen zu recht unlogischen Zeit. So hätte ich zwei verhältnismäßigen Fahrten, aber vor Ort ganz wenig Zeit.
Aktuelle Politik in Tallinn
In der Altstadt ist der Sitz der russischen Botschaft. Diese scheint momentan geschlossen zu sein und wurde abgesperrt. Das Absperrgitter wirkt wie eine große Klagemauer. Plakate und Flugblätter gegen den Krieg sind angebracht und auf dem Boden liegen Blumen und dazwischen stehen Kerzen. Wenn man die Nähe zu Russland bedenkt, wirkt das beklemmend.
Uba ja humal
An meinem letzten Abend habe ich einen Tipp der App Untappd verfolgt und bin in eine wunderbare Kneipe gekommen: „Uba ja humal“ heißt die Lokalität. Die deutsche Übersetzung ist „Bohne und Hopfen“ – aha. Gegenüber vom Tresen war eine lange Wand mit Regalen und Kühlschränken mit unzählig vielen Bieren. Auch in dem alkoholfreien Biermarkt gab es wunderbare Einblicke. Auffällig viele polnische AF Biere gab es. Hier ist mir wieder aufgefallen, wie gut meine Hopfenfreunde von Ondernulpuntvijf aus Scheveningen aufgestellt sind. Bis auf einem Bier haben mich die Niederländer mit allen Bieren versorgt und ich würde mir wünschen, dass sie dieses Bier mal ins Sortiment nehmen: Funky Fluid Free Crazy. Ein Hazy-IPA aus der oberen Spitzenklasse.
In den Kühlschränken und Regalen waren die Verkostungspreise der Biere angezeigt. Wenn man sein Bier mitnehmen möchte, gibt es einen Rabatt von 10 %. Auch kann man das Fassbier als Take Away erwerben. Da wird ein ganzer Liter in eine Plastikflasche abgefüllt. Nur bei hellen Biere ist es optisch ungünstig, da schaut das Bier eher wie eine Urinprobe aus. Die Idee hat mir aber gefallen.
Gefallen hat es mir auch, dass über den Zapfhähnen zwei Bildschirme hingen, die über die Inhalte der Zapfhähne informiert haben. Am unteren Bildschirmrand sah ich, dass mein Check In bei Untappd „Uba ja humal“ dort veröffentlicht wurde.
Fazit
Meine Reise neigte sich dem Ende entgegen. Ich hatte eine gute Zeit. Gutes Bier und guten Kaffee getrunken sowie spannende Leute kennengelernt. Osteuropa ist nicht unbedingt der ideale Ort, wenn man sich fleischfrei ernährt. Aber überrascht hat mich das nicht wirklich.
Riga hat mich begeistert, hier möchte ich gerne wieder hin. Es war eine sehenswerte Reise.
Zurück bin ich geflogen. Für die Rückreise mit der Bahn hätte ich zweieinhalb Tage aufwenden müssen. Da fand ich den Flug mit Air Baltic angenehmer.
Über drei Zahlen bin ich stolz:
- 128.100 Schritte
- 83,4 km zu Fuß
- 2,1 kg weniger Gewicht
In eigener Sache
Mit meinem Blog verdiene ich kein Geld und daran möchte ich auch auch nichts ändern. Dennoch habe ich Kosten und wenn dir mein Blog gefällt, freue ich mich, wenn du mir einen Kaffee spendieren möchtest.