Viel Kaffee und weniger Bier beim Besuch in Wien

Es wurde mal wieder Zeit nach Wien zu fahren. Dank eines  guten Angebots haben wir ein Hotel in der Nähe des Stephans-Doms bezogen, was sich im Laufe des Aufenthaltes als hilfreich erwies. Zum einen war das Wetter durchwachsen, dass man gerne mal eine Pause eingelegt hat. Nach der Besteigung des Turms vom Stephans-Dom (343 Stufen) brauchte ich ein Sauerstoffzelt und eine Handvoll Wasser im Gesicht.

Neben meiner großen Leidenschaft Kaffee wollte ich natürlich auch zusehen, das eine oder andere leckere alkoholfreie Bier zu trinken. Es war ernüchternd. Nach dem ersten Tag postete ich auf Instagram, das mein Highlight an alkoholfreien Bier an dem Tag eine Saftschorle gewesen ist. Aber die war top: Rhabarber-Birnensaft von Pago. Ein Gedicht! 

By the way: Ich habe via Instagram Pago angeschrieben, um zu erfahren, wo und wie ich an diesen Saft kommen. Gab auch den Hinweis, dass meine Frau diese Woche zum Wanderurlaub in Tirol ist. Von Pago bekam ich die Auskunft, dass der Saft ausschließlich für die Gastro vorgesehen ist. Man hat aber den zuständigen Außendienstmitarbeiter angefunkt und er wird herausfinden, was zu machen ist. Zwei Stunden später nannte mir Pago zwei Adressen, wo es Pago Passion Rhabarber-Birne zu kaufen gibt. Es sind Händler für die Gastronomie, die aber auch an Endkunden verkaufen. 

Ein alkoholfreies Bier habe ich in einem kleinen Restaurant am Karls-Platz bekommen. Es war von Gösser das Naturgold. Ich habe in meinem Leben noch nicht wissentlich an Gold geleckt, aber der Geschmack soll neutral sein. So passt der Name recht gut zum Bier. Hier war ich aber überrascht, obwohl man sehr zentral gewesen ist, wie ruhig man auf der Terrasse sitzen konnte.

Ein weiteres Highlight meines Besuchs in Wien waren die Beerlovers. Ein wunderbarer Bottle-Shop mit einer beeindruckenden Auswahl an unterschiedlichsten Biersorten. Tränen vor Rührung hatte ich in den Augen als ich den begehbaren Kühlschrank gesehen habe. Das untere Regalbrett ist dort mit alkoholfreien Bieren  gefüllt. Mein Freund Ernst aus der Wiener Neustadt hat mir schon vor Jahren von diesem wunderbaren Geschäft berichtet. Vor einigen Monaten nahm ich an einem Online-Tasting mit der o’Hara Brauerei aus Irland teil. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, nahm dort der Brauereichef teil. Ich fragte ihn, wie deren Pläne sind ein alkoholfreies Bier auf dem Markt zu bringen. Seine Antwort war typisch irisch. Erst gab es Stille und dann in einen sehr höflichen Ton sagte er, dass das ein Bierstil sei über das man sich garantiert in den nächsten Jahren mal Gedanken machen sollte. Aus Dankbarkeit für diese Frage (so die Begründung) bekam ich aus Irland ein T-Shirt zugeschickt. Von der Größe her passt es über meinen rechten Arm. Meine Nichte passt da noch rein und ist so eine dankbare Abnehmerin. Bei dem Einkauf habe ich an der Kasse mit einem der beiden Beschäftigten noch einen lockeren Plausch gehalten und er hat mir berichtet, dass sehr viel Bewegung im alkoholfreiem Biermarkt auch in Österreich ist. Bei den Angeboten griff ich zu und und stellte im Hotel fest, dass ich mir eine Apfelessiglimonade gekauft habe. Warum macht man sowas?

Zwei Biere, die ich bei den Beerlovers gekauft habe, war von der Privatbrauerei Trumer das Freispiel und vom Brauhaus Gußwerk Jacobsgold Alkoholfrei. Den Kühlschrank, also die Minibar, im Hotelzimmer habe ich ausgeräumt und konnte diese Biere dort kühlen. Beide haben mir außerordentlich gut geschmeckt, besonders das Freispiel. Wunderbar hopfig betont, so hebt es sich ab von anderen alkoholfreien Bieren. Ebenfalls beeindruckt hat mich von Pöhjala das Prenzlauer 0, deren Interpretation einer Berliner Weiße. Das Bier lief aber außerhalb der Konkurrenz, die Brauerei kommt aus Estland. Nennen muss ich aber noch das Null Komma Josef von Ottakringer, das ist auch durchaus trinkbar. Sonst muss ich zugeben, dass in Sachen Bier mein Aufenthalt in Wien nicht so prall gewesen ist. Schade. Seit ich ausschließlich alkoholfrei trinke, gebe ich auch einem Radler schon mal eine Chance. Und das alkoholfreie Naturradler von Gösser ist gut trinkbar. Die neuesten Errungenschaften des alkoholfreien Biermarkt sind Radler mit Himbeeren und Zitrone-Minze. Beide haben nicht mehr viel mit einem Bier gemein, es könnten auch Limonaden sein. Meine Referenz ist hier der polnische Radler mit Limette und Minze von Lech.

Wenn man nach Wien fährt, sollte man auch ein Faible für Kaffee haben. Da gehören für mich die Besuche in den unterschiedlichen Kaffeehäusern zum Standardprogramm beim Besuch dieser Stadt. Die Cafés lassen es sich gut bezahlen, dort einen Kaffee zu trinken. Für einen Kaffee in der Kategorie Cappuccino zahlt man 5.00 bis 7.00 Euro. Da ist die finanzielle Schmerzgrenze eigentlich schon erreicht. Jedoch weiß man auch nicht, was für Ausgaben die Cafés Central, Mozart und Landmann haben. Ja, ich neige dazu alles zu relativieren. 

Wenn ich in Wien bin, nehme ich mir auch gerne Kaffee für zuhause mit. Da ist für mich Julius Meinl die erste Anlaufstation. Auf den Einkauf habe ich mich schon Tage vorher gefreut. Leider wird das Stammhaus von Meinl aktuell kernsaniert und wird wohl erst im November wieder eröffnet, so stand mir nur ein Pop Up Geschäft, wie man heute zu sagen pflegt, zur Verfügung. Ich habe mir vier Kaffeemischungen eingekauft, die ich bisher in Online-Shops noch nicht gesehen habe, geschweige denn im lokalen Handel. Auch hier hatte der Kaffee einen stolzen Preis, wenn man diesen auf eine Tasse herunter rechnet, dann bin ich beim Preis einer Kaffeekapsel. Und das ohne Müll und mit mehr Qualität.

Die Entdeckung beim Wien-Besuch war das italienische Restaurant Salieri. Eine meiner besten Pizzen habe ich dort gegessen (dünner Teig, nicht überladen belegt). Leider habe ich auch dort das alkoholfreie Gösser getrunken. Es wurde auch nicht besser, dass ich es im Zipfer-Glas erhalten habe. Der doppelte Espresso nach dem Essen rundete den Abend ab. Auch hier fanden sich die Wiener Kaffeepreise wieder: das große Bier war günstiger. Das Restaurant liegt gegenüber dem Haus der Musik, was auch ein Besuch wert ist (und Pilgerstätte von Hörgeräteakustiker*innen sein sollte). 

Definitiv war das nicht mein letzter Besuch in Wien, aber beim nächste Mal muss ich auch Ernst wiedersehen.