Sabbeln und Trinken als „Experte“ im Braustättchen

Heute wird in Hamburg der Senatsbock angestochen. Wieder nicht alkoholfrei. Statt vor Ort zu sein, erinnere ich mich an meinen Aufenthalt in der letzten Woche in Hamburg.

Dank meines Interviews im HHopcast haben sich Kontakte aufgetan. Zum Beispiel hat mich Christian Temme vom Baustättchen in Hamburg gefragt, ob ich für seine monatliche Reihe „Meet the Expert“ der Experte sein möchte. Ich könne per Zoom zugeschaltet werden aber das wollte ich nicht. Zum einen finde ich das grundsätzlich unpersönlich, aber ich wollte diese Chance auch wahrnehmen, dass ich zu einer solch bekannten Veranstaltungsreihe eingeladen worden bin.

Zwischen Einladung und Veranstaltung lag ein Monat Vorbereitung. So habe ich mich um eine Zugfahrt und um die Hotelübernachtungen gekümmert. Und dann habe ich die Zeit kommen lassen. Einige Tage vor der Anreise hat mir Christian 12 oder 15 verschiedene Biere zugeschickt und mich gebeten, eine Auswahl von drei Bieren zu treffen. Die Auswahl ist mir schwer gefallen, aber zwei Tage vor „Meet the Expert“ teilte mir Christian mit, dass er noch drei weitere Biere ausgewählt. Das war eine gute Entscheidung, denn so waren mehr Bierstle vertreten.

Pleiten, Pech & Pannen mit der Bahn

Am 17. Januar 2024 war ich vormittags noch arbeiten und bin mittags um 12:30 Uhr mit dem ICE nach Hamburg gefahren. Ich hatte zweieinhalb Stunden Puffer eingeplant, denn bei der Bahn weiß man das nie so genau. Ich weiß nicht mehr, was es für Probleme auf der Strecke gab, aber in der Nähe von Herne musste der Zug zurückfahren und hat eine neue Route genommen. Der Verspätung wurde immer größer. Ein Zitat vom Zugbegleiter: „Gehen Sie ins Bordrestaurant, trinken sie sich ein Bier auf unsere Kosten und vielleicht können sie sich die Fahrt schön trinken.“ Ich bin mit 135 Minuten Verspätung in Hamburg angekommen. Ich habe mir ein Taxi genommen und habe um 18:31 Uhr das Brau betreten. Ich würde es als Punktlandung bezeichnen.

Schnell ein Wasser getrunken und ich war bereit für den Abend. Christian Temme hat mir kurz erzählt, wie er sich den Abend vorstellt und dann hab ich losgelegt. Frei nach Ina Müller hätte die Veranstaltung auch „Sabbeln und Trinken“ heißen können. 

Aperol Spritz aus fermentierten ü.NN

Christian hat mit einem Aperitif angefangen, der auf Basis vom Kehrwieder ü.NN hergestellt. Sein Nachbar hat sich diese Rezeptur während der Pandemie einfallen lassen, um seinen Cateringbetrieb Cateristic am Leben zu halten. Ich war nie der große Freund von sekthaltigen Getränken, Aber dieser Mot-Cocktail hat mich abgeholt. Eine Flasche habe ich als Dankeschön mitbekommen und ich werde sie mal im Kühlschrank deponieren.

Sechs Biere wurden vorgestellt und verköstigt:

  • Vulkanbrauerei Bio Hell alkoholfrei
  • Weihenstephan Hefeweizen alkoholfrei
  • Mikkeller Weird Weather Non Alcoholic Hazy IPA
  • Kehrwieder Coconut Grove
  • Trumer Freispiel
  • The Baby Goat Sober Goat

Zu den einzelnen Brauereien und Bierstilen konnte ich etwas erzählen und ich war froh, dass Christian Temme mich unterstützt hat.

Am Anfang der Veranstaltung hat Christian gefragt, wer dabei ist, weil er immer dabei ist oder weil er dabei ist, weil alkoholfreies Bier interessant ist oder ob es Menschen gibt, die wegen Lothar Santer da sind. Ich habe mich richtig gefreut, dass es tatsächlich Leute gab, die ich nicht kannte, die aber wegen mir gekommen sind. Ich fühle mich geehrt. Gefreut habe ich mich auch, dass Viola sowie Kilian samt Frau und Hund von meinen Biernerds vor Ort waren.

Für Christian war es selbst eine neue Erfahrung. Er hat zum ersten Mal ein alkoholfreies Tasting angeboten und erzählte mir, dass es im Ladensonst nach der Veranstaltung eher Kneipenatmosphäre ist. Es war aber überraschend ruhig, alle haben sich untereinander unterhalten und ich fand die Stimmung fantastisch . Begeistert hat mich Mikko. Er hat mir ein Schluck Bier zum Testen gegeben. Er hat zum ersten Mal ein alkoholfreies Bier gebraut. Ich muss sagen, als erster Aufschlag hatte ein beachtliche Ergebnis hingelegt. Es war ein süffiges Pale Ale mit einer leichten Bitternote. Ich habe keine Ahnung, ob er einen weiteren Versuch starten wird, aber wenn ja, ich würde ihm glatt was abkaufen.

Herzlichen Dank an Christian Temme für die Fotos.

Nach dem Bier-Tasting ein Kissen-Testing in der Villa Viva

Gegen 22:00 Uhr habe ich mich in einen Bus gesetzt und bin ins Hotel gefahren. Endlich. Auf das Hotel habe ich mich sehr gefreut. Das ist die Villa Viva und das Hotel ist erst seit Herbst 2023 in Betrieb. Die Villa Viva gehört zu Viva Con Aqua und wie beim Wasser wird der Erlös des Hauses in Brunnenbauprojekte transferiert.

Das Hotel bietet unterschiedliche Zimmerkategorien an. Es fängt bei einem Mehrbettzimmer an und endet bei einer Suite. Ich habe mich für die zweitgünstigste Variante entschieden und hatte die Kategorie Tiny. Ein zweckmäßig kleiner Raum mit einem eigenen Badezimmer. Einen Fernseher gab es nicht, gefehlt hat er mir auch nicht. Dafür war das Zimmer mit einem Bluetooth-Lautsprecher von JBL ausgestattet. Das war auch ausreichend. Das Zimmer selbst besteht eigentlich nur aus einem Bett und dem Badezimmer. ich habe in dem Hotel erstklassig geschlafen, was dazu führte, dass ich bei meiner Abreise an dem der Rezeption das Kissen gekauft habe. Dafür wurde im Zimmer Werbung gemacht. Es war original verpackt, aber in dem Hotel habe ich es mit einem Rabatt erhalten. statt 109 € habe ich 89 € gezahlt.

Das Frühstück war eine schöne Überraschung, denn das ist ausschließlich vegetarisch und wenn vorhanden, gab es auch vegane Alternativen. Der Kaffeemaschine war Bedienung und man wurde dabei Cappuccino und Kuh gefragt, ob man die konventionelle Milch haben möchte oder die Hafermilch. Das Hotel ist sehr zu empfehlen und ich werde versuchen bei meinem nächsten Aufenthalt in Hamburg mich dort wieder einzumieten.

Globen, FC St. Pauli & Bier

Für meinen Folgetag hatte ich keine Pläne und ich habe mich einfach treiben lassen. So führte es mich zum Jungfernstieg. Dort versackte ich in einer Buchhandlung, die ausschließlich Reiseliteratur angeboten hat. Auch eine beachtliche Abteilung an Globen gab es dort, aber meinen Wunsch nach einem Globus mit dem Grenzen von vor 1989 konnte man mir nicht erfüllen, dennoch bin ich mit zwei Eisenbahnbüchern aus dem Geschäft gegangen. Anschließend hatte ich die Idee zum Millerntorstadion zu fahren und in den dortigen Fanshop vom FC St. Pauli zu gehen. Ja, ich bin Schalker, aber für den FC St. Pauli habe ich sehr große Sympathien.

Mit einem Abstecher über die Ratsherrnbrauerei bin ich wieder zum Braustättchen gefahren. Da ich Christian erst am Vortag kennengelernt habe, wollte ich mich noch etwas mit ihm unterhalten. Ich mag es sehr, wenn ich mich mit interessierten Menschen über alkoholfreies Bier unterhalten kann und das war hier der Fall. Zwei Brauereien haben in der Zeit ihre Biere ins Ladenlokal geliefert und ich konnte mich kurz vorstellen, da sie interessiert sind in absehbarer Zeit alkoholfreies Bier zu brauen.

Kindheitserinnerungen mit einem Veilchen

Christian erzählte mir, dass es im Karolinenviertel ein Geschäft mit ausschließlich alkoholfreien Produkten gibt. Ich habe kurz bei Google geschaut und ich war Feuer und Flamme. So bin ich dann in die Bar Minus gekommen. Bei einem Blick in die Karte wurde mir schnell klar, das es kein Lokal ist, in dem ausschließlich alkoholfrei ausgeschenkt wird. Ein neuer Blick in mein Handy hat mir verraten, dass es dort in der Nähe bis zum Jahresende tatsächlich einen Laden gab, der alkoholfreie Produkte verkauft hat. Und bei meiner Netzrecherche bin ich wohl darüber gestolpert, dass die Bar selbst gemachtes Eis anbietet. Ja, bei Eis setzt mein Gehirn schon mal aus. Ich habe mich vertan, aber wenn ich schon mal da war, wollte ich auch das Eis probieren. Unter anderem hatte ich die Sorte Veilchen. Ich hatte Kindheitserinnerungen, wie ich als siebenjähriger zur Bude Kalinowski gegangen bin, um mir eine gemischte Tüte für 50 Pfennige zu kaufen. Veilchen gab es dort auch und die haben zwei Pfennig das Stück gekostet. Und das Eis schmeckt genau so, wie ich die Veilchen von damals in Erinnerung habe. Habe da noch eine Maracujaschorle getrunken, wollte bezahlen und kam mit dem Barkeeper ins Gespräch. Ihm erzählte ich auch, dass ich eigentlich eine andere Bar erwartet hätte und wir mussten laut lachen. Er zeigte mir dann seine alkoholfreien Cocktails und hat mir die rote Minze empfohlen. also blieb ich länger, trank diesen Cocktail und der war fantastisch.

Nach einer weiteren Nacht auf dem tollen Kissen und dem anschließenden Frühstück bin ich mit dem Zug heimgefahren. Dieser kam in Wuppertal mit 20 Minuten Verspätung an, was mittlerweile für mich pünktlich ist. 

Im März geht es wieder nach Hamburg da besuche ich dann zwei Konzerte. Unter anderem Achim Reichel in der Elbphilharmonie. Da freue ich mich nicht nur auf den Künstler. 

Vielleicht schaffe ich es dann auch Christian wieder einen Besuch abzustatten. Das Braustättchen sollte man bei einem Trip nach Hamburg eigentlich immer einplanen.