Meilen fahr‘n für britisches Bier – Hopfentour nach London

Was habe ich mich in den letzten Monaten und Jahren über den Brexit aufgeregt. Wenn ich nur meine Lebensbereiche betrachte und sehe, wie sehr mich der Brexit alleine schon behindert, stelle ich mir vor, wie doof das doch für Geschäftsleute ist, die einen ständigen Warenaustausch mit Großbritannien haben. Ich bin wehmütig, da es dort die eine oder andere Brauerei gibt, die ausschließlich alkoholfreies Bier braut. Ganz spontan fallen mir die drei Brauereien Brulo, Mash Gang und Big Drop ein. Aber seit dem Brexit bekomme ich fast nichts mehr aus Großbritannien geliefert. Mein niederländischer Lieblingsdealer Ondernulpuntvijf hat ein immer größer werdendes Sortiment britischer Biere. 

Im Januar bin ich auf die Idee gekommen, wenn das Bier nicht zu mir kommt, gehe ich zum Bier. Ich schaute beim Eurostar nach, in welchen Urlaubszeiträumen ich günstig reisen kann. Und da ist mir aufgefallen, dass es bereits Ende Februar 2023 möglich ist. Nach Buchung der Zugfahrkarten habe ich auch nach langer Suche ein bezahlbares Hotel gefunden. Genauer gesagt, ein Bed & Breakfast, aber ohne Breakfast. Auch in England gibt es große Probleme Personal in der Gastronomie zu finden und das MacDonald-Hotel hat sich dazu entschlossen vorerst kein Frühstück anzubieten. Das Hotel hat eine besondere Lage, denn es ist gerade mal vier Minuten Fußweg von den Bahnhöfen King’s Cross und St. Pancras entfernt. Besonders für den Abreisetag war der kurze Fußweg für mich wichtig, da ich schon morgens um 6:00 Uhr am Bahnhof sein durfte.

So bin ich am 22. Februar 2023 mittags mit dem Zug von Wuppertal über Köln nach Brüssel gefahren, um dann dort in den Eurostar nach London umzusteigen. Um alles komplizierter zu gestalten, habe ich mir zwei Tage zuvor das rechte Knie verdreht und habe mir auf dem Weg zum Bahnhof noch die vom Orthopäden verschriebene Bandage abgeholt.

Badische Staatsbrauerei in UK

German Gymnasium

Erst am Abend bin ich in London angekommen, brachte mein Gepäck ins Hotel und ging zum Bahnhof zurück. Dort haben die Supermarktketten von Tesco, Waitrose und Marks & Spencers sogenannte Express-Filialen. Bei Marks & Spencers habe ich sogar gekühltes alkoholfreies Bier bekommen. Es war von der eigenen Hausmarke, dass offensichtlich von Adnams gebraut wird. Ein Low Alcohol, Pale Ale. Was bedeutet, dieses Bier hat 0,5 % Alkohol. Und als zweites kaufte ich mir ebenfalls von Marks & Spencers ein Low Alcohol Czech Lager. Das Pale Ale hat mich überrascht, denn für wenig Geld habe ich viel Bier Geschmack bekommen. Im Abgang etwas wässrig, aber ich habe auch nicht viel erwartet. In einem beheizten Biergarten war ein Platz frei und ich bestellte einen Espresso und ein alkoholfreies Bier. Ich war dann doch überrascht ein alkoholfreies Rothaus zu bekommen. Als ich den Biergarten verlassen habe, sah ich Menschen gesehen, die Öchsle-Bier aus Maßkrügen getrunken haben. Das Restaurant hört auf den Namen German Gymnasium.

Die Erfahrung, die ich mit den Bieren aus dem Supermärkten gemacht habe, kann ich sehr schnell abhandeln. Denn über ein „geht so“ ging es nicht hinaus. Ich fand es auch zum Teil enttäuschend, was ich in den Supermärkten gefunden habe. Nehmen wir mal Tesco. In den kleinen Express-Filialen habe ich so gut wie nichts gefunden. Ich machte mich mal auf dem Weg, einen großen Markt von Tesco zu besuchen und das war identisch erfolglos. Es gibt zwar eine Ecke mit alkoholfreien Bieren Getränken, aber Bier ist da nicht so breit aufgestellt, wie ich es erwartet habe. Wenig einheimisches, vieles aus den Niederlanden und dann nicht unbedingt das, was ich selbst kaufen wollen würde. Aber überrascht hat mich, wie groß die Auswahl bei anderen alkoholfreien Getränken ist. Bestes Beispiel ist für mich Gordon’s Gin: zwei verschiedene alkoholfreie Sorten und in Dosen fertig gemischtes Gin Tonic.

Brewdog

Mein letzter Besuch in London war im Februar 2020. Da bin ich mit meiner Nichte Sarah extra auf die Insel geflogen, um den alkoholfreien Pub von Brewdog zu besuchen. Der hat leider Corona nicht überlebt, aber bei Brewdog bekommt man in den Bars fast immer ein alkoholfreies Bier vom Fass. So habe ich in Soho und Camden den Brewdog aufgesucht. Brewdog hat in meinen Augen nicht die besten Biere, aber solide sind sie und ich mag die Atmosphäre der Bars. Mittlerweile ist es eine schöne Gewohnheit Brewdog einen Besuch abzustatten.In Camden habe ich mich online mit meinen Biernerds getroffen.

Zwei Wochen vor meiner Fahrt nach London war ich beim Tap-Takeover von der Kehrwieder Kreativbrauerei in der Holy Craftbar in Düsseldorf und traf dort Peter von der Frohnhauser Brauwerkstatt. Er lebte eine Zeit in London und hatte paar Tipps für mich. Genau wie Sabine Schmidt, „meine“ Stadtverordnete in Wuppertal, die mich während der Zeit in London unterstützt hat. So hatte ich ausreichend Rüstzeug, um zwei Bottle-Shops aufzusuchen.

Bottle- & Cans-Shop

Utobeer

So bin ich zum Borough Market gefahren. Utobeer – Ein Bottle-Shop als Marktstand und das auch schon seit einigen Jahren. Zwei Männer hatten die Idee, der Vielfalt des Craftbeers eine Heimat zu geben. Ich fand es beeindruckend, denn auf einem Markt hätte ich nicht damit gerechnet. Leider bin ich nicht mit dem verkaufenden Menschen ins Gespräch gekommen.

Mein zweites Ziel war das Seven Seasons. Zum ersten Mal bin ich in London Bus gefahren, ich musste nach Hoxton. Ein unscheinbarer Laden, aber der ist innen toll. Gute Auswahl, auch alkoholfrei, zwei oder drei Fässer angeschlagen und Tom, einen sehr sympathischer Verkäufer im Shirt der Ayinger Brauerei. Es hat richtig Spaß gemacht mit Tom zu plaudern. Dort trank ich auch von Mash Gang ein Reign in Blood. Ein Colab mit Amundsen aus Norwegen.. Eine flüssige Schwarzwälderkirschtorte. Ich würde es als Dessertbier bezeichnen. Für ein Stout hatte es mir zu wenig Röstmalz und war auch recht süß. Zum Bier hätte ich mir einen Espresso gewünscht

Einen Shop möchte ich nicht unerwähnt lassen: House of Cans. Dort werden Bierdosen nicht nach Inhalten verkauft, nur nach dem Design. Ich bin froh, diesen Laden betreten zu haben, da ich befürchte, bei meinem nächsten Besuch wird dieses Ladenlokal einen anderen Inhalt beheimaten.

Frieren für eine Pizza

Am letzten Abend habe das Fatto – Pizza & Beer aufgesucht. Ein kleines Restaurant und mit viel Glück bekommt man im Restaurant einen Platz. Ich bekam in der Außengastronomie einen Platz zugewiesen, es gab warme Decken, es waren 7° C (44,6° F). Die Pizza war sehr gut, nur man hätte mir erst die Hälfte servieren sollen. So schnell, wie sie abgekühlt war, konnte ich sie nicht essen. Dennoch hat mir das Hammerton Zed AF aus dem Fass gut geschmeckt. Kurz vor der Rechnung habe ich mir einen doppelten Espresso bestellt und bekam zwei einzelne. So konnte ich in jeder Hand zum aufwärmen eine Tasse halten.

Auf meiner Rückfahrt durfte ich in Brüssel und in Aachen umsteigen. In Brüssel kaufte ich mir noch belgisches alkoholfreies Bier ein und in Aachen merkte ich, dass ich wieder in Deutschland angekommen war, denn beim Kaffeewirt konnte ich nur bar zahlen.

Fazit

London ist immer eine Reise wert. Aber um alkoholfreies Bier zu kaufen ist eine Fahrt nicht nötig, da ist Ondernulpuntvijf sehr gut aufgestellt.