„Bier unser“ – der feine Hopfen unter den Bierbüchern

Bücher über Bier gibt es viele und es ist immer die Frage erlaubt, ob es eines neuem Buches auf dem Markt bedarf. Nun hat Mareike Hasenbeck ihr Erstlingswerk veröffentlicht und ich bin froh und dankbar, dass ich es nicht nur vor der Veröffentlichung in der Hand halten durfte, nein, ich wurde auch zur Premiere eingeladen.

Mareike & ich

Bevor ich zum Buch zu sprechen komme, möchte ich gerne etwas über Mareike erzählen. Mareike kenne ich schon seit einigen Jahren, alles hat angefangen mit einem Bierwichteln zur Adventszeit im Jahr 2014, da war mir das Glück hold und ich bekam von Mareike Bier zugeschickt. ich habe von ihr das Indian Clipper von Headless Brewing aus Traunstein.bekommen. Seitdem stehen wir im Kontakt und wenn ich mal eine Frage habe, kann ich mich an Sie wenden.

Ich kann mir gut vorstellen, dass sie das nicht gerne lesen wird, aber Mareike ist meine Mentorin. Wenn sie mir nicht zugesprochen hätte, hätte ich diesen Blog nicht auf die Welt gebracht. Nach meiner Herzerkrankung und den daraus resultierenden Operationen, hat sie mir zugesprochen, einen Blog über alkoholfreie Biere zu schreiben. Nach meiner Ordination zum Prädikanten war ich so weitsichtig und habe mir die Internetadresse www.bierprediger.de gesichert. Nun hatte ich dafür Verwendung.

Mir ist klar gewesen, wenn Mareike ein Buch veröffentlicht, dann wird es nicht ein Taschenbuch sein. Der „readability“ im Zug wäre dieses Format zuträglicher gewesen wäre. Jedoch weiß ich auch, dass Mareike nicht viele Bilder benötigt, da sie weiß mit Text und Beschreibung dem Beschriebenen ein Bild zu geben. Ich bezeichne mich mal als Fanboy, da ihr Blog feinerhopfen.com zu meiner regelmäßigen Pflichtlektüre zählt und mir viel Wissen gebracht hat.

„Bier unser“ – echt jetzt?

Nun liegt das „Bier unser“ vor mir und ich musste mich mit dem Titel anfreunden. Weniger wegen der Nähe zum „Vater unser“ und meiner Tätigkeit als Prediger. Ich finde den Titel abgedroschen und billig, da selbst die Klubpostillen von Kegelvereinen identische Namen haben (aber ohne Bier). Wobei ich nun doch auf das Religiöse zu sprechen komme. Schnell kann hier der Vergleich zur Bibel gezogen werden. In der Bibel lese ich als praktizierender Christ, weil ich daran glaube, was gläubige Menschen vor vielen Jahrhunderten zusammengetragen haben. Mareikes Texte, egal ob Blog, Artikel oder Buch, lese ich, weil sie Fakten zusammengetragen hat, die sie mit Ihrer Begabung in Worte zusammenzufassen weiß. Daher ist es eher Brockhaus und weniger Bibel.

Noch ein Aspekt, warum ich den Titel unpassend finde: Mit dem Titel kann (soll?) etwas Absolutes verbunden werden. Wenn man regelmäßig Mareikes Texte liest, findet man nicht den Eindruck, dass Mareike ihre Meinung als die absolute Meinung sieht. Ich unterstelle mal, dass der Titel die Entscheidung des Verlags gewesen ist, denn der hat das „Burger unser“ und die „Bar Bibel“ im Katalog

Callwey – ein Verlag mit Geschmack

Wie ich es in der Schule gelernt habe, berichtet man bei einer Erörterung erst über die negativen Dinge. Das habe ich nun getan und komme zurück, dass das Buch vor mir liegt. Ich bin begeistert! Es ist eines der Bücher, bei denen man sagt, das macht etwas her. Es wirkt edel!

Der Callwey-Verlag ist dafür bekannt, dass deren Bücher aufwendig und optisch ansprechend gestaltet sind und ich freue mich, dass Autorin und Verlag zueinander gefunden haben. Diese Kombination passt.

Zum Buch

Das „Bier unser“ macht Bock auf Bier. Nicht nur eins trinken zu wollen (auf das man eh öfter Appetit hat), selbst selber eins brauen zu wollen. Denn das Buch fängt mit der Herstellung an, es erläutert, wie man den Geschmack erfährt und was alles im Bier ist. Wir bekommen Infos zum Reinheitsgebot und zu Biermythen. Das Herz ist aber die Vorstellung von zwanzig Brauer und ihre Brauereien. Gefreut habe ich mich, dass Mareike den alkoholfreien Biere Raum gegeben hat. Hervorheben möchte ich Kehrwieder und Freedl. Kehrwieder macht mit seinen alkoholfreien Bieren einen großen Anteil seines Umsatzes aus und Freedl braut ausschließlich alkoholfrei.

Zwanzig tolle Portraits über Brauereien, die nicht nach Schema F runtergeschrieben worden sind. Tradition trifft auf Moderne. Neben den jungen, wilden Brauern (Orca, Frau Gruber, Hertl) sind auch traditionelle Vertreter wie  Schlenkerla und Staatliche Bayerische Brauerei zu Weihenstephan.

Was soll ich mehr erzählen? Kauft das Buch und lasst euch in die Biergeschichten entführen. Man findet keine Bleiwüsten (zum Ende hin schon), es ist reich mit sehr guten Fotos bebildert. Das Buch lädt ein es in die Hand zu nehmen!

Neugierig? Hier einen Blick ins Buch wagen.

Die Fotos wurden freundlicherweise vom Callwey-Verlag zur Verfügung gestellt worden.

Offizielle Buchvorstellung

Am 21. März 2023 wurde das Buch in der Giesinger-Brauerei vor geladenen Gästen vorgestellt. Die Einladung habe ich zwei Monate vorher erhalten und ich habe dem Verlag sofort geantwortet, dass ich selbstverständlich dabei bin, wenn meine „Hopfenfreundin“ Mareike ihr erstes Buch vorstellt. Erst dann habe ich meine Termine an den Tagen verschoben.

Mareike hat sehr launig mit den im Buch beteiligten Menschen kurze Interviews geführt. Dabei bekam man interessante Infos zu hören:

  • dass Mareike erst seit elf Jahren durch einen Job im amerikanischen Konsulat in die Bierwelt eingetauscht ist. 
  • dass das Werk 2 der Giesinger Brauerei dank 8.000 Unterstützerinnen und Unterstützern gebaut werden konnte. 
  • dass Markus Hoppe auf Mauritius gelebt hat und die Einflüsse in seinen Brauerzeugnisse zu finden sind. 
  • warum Frau Gruber ihre Biere in Dosen abfüllt. 
  • dass Schlenkerla eine eigene Mälzerei hat und dass deren Biere einen Anteil an Rauchmalz von 100 % hat. 

Steffen Marx hat eine Führung durch seine Brauerei gemacht und erzählte u. a. wie es zu den bunten Gärkessel gekommen ist. Sehr launig. Steffen kann man als ein Unikum bezeichnen.

Für Mareike muss es ein großer Tag gewesen sein. Aber ich fand ihn auch großartig. Ich habe spannende Menschen kennengelernt, die alle etwas mit Bier zu tun haben. Zum Beispiel Andrea und Werner von Hopfenhäcker, die ein alkoholfreies Bier im Sortiment haben. Zwei Brauer erzählten mir, sie bringen in naher Zukunft ihre ersten alkoholfreie Biere brauen werden. Ich bin so gespannt. Michael, Braumeister bei Schlenkerla, hat mir das Heinzlein mit 0,9 % Alkohol empfohlen. Und es ist immer schön, Maria von Freedl zu sehen.

Playboy

Mareike hat eine Zeit lang als freie Journalistin für den Playboy geschrieben. Ich habe mich gefreut, dass auf einer Doppelseite ein Interview im Rahmen der Buchveröffentlichung mit ihr veröffentlicht worden ist. Großen Spaß hatte ich auf Instagram oder Facebook zu lesen, dass sich Männer gerechtfertigt haben, da sie sich nur wegen dem Interview mit Mareike die aktuelle Ausgabe vom Playboy gekauft zu haben. Klar, den Playboy liest man eh nur wegen den Interviews

Feiner Hopfen

Ich möchte noch auf Mareikes Blog kommen. Dieser hatte im Februar hatte Geburtstag und wurde zehn Jahre alt. Es war kein „Hurra-Text“. Mareike ist kritisch gewesen. Ich zitiere:

Dennoch ist es schade, als Teil der Craftbier-Bewegung, die ich mit feinerhopfen.com von Anfang an mitbegleitet habe, zu erleben, dass von den meisten Brauern nur wenig zurückkommt – auch wenn es nur mal ein Danke ist. 

feinerhopfen.com

Ich kann Mareike gut verstehen. Denn meine Erfahrungen sind identisch. Ok, ich habe nicht ihre Reichweite und ihr Fachwissen, aber wenigstens ein Danke würde ich auch gerne mal hören. Mir geht es nicht um Bier, das mir gratis zugeschickt wird. Ich habe unter den Influenziert zu viele, Kolleginnen und Kollegen, die den Ruf der Blogger kaputtmachen, in dem sie offensiv Brauereien anschreiben und nach Gratislieferungen fragen. Für mein Bier zahle ich immer noch selbst.

Bier Unser
von Mareike Hasenbeck
erschienen im Callwey-Verlag
Erscheinungsdatum: 20.03.2023  
Ausstattung: Gebunden
Seitenanzahl: 208
ISBN: 978-3-7667-2621-6
45.- Euro