Kopf Ab & Küchenbier – Bier aus der Schweiz
Vielleicht kennt ihr das auch: man kauft sich ein Getränk und man wartet auf den Moment, um es zu konsumieren. So geht es mir mit den alkoholfreien Bieren, die ich in der Schweiz gekauft hatte. Ich wollte sie einfach nicht nur so trinken, ich habe auf den richtigen Moment gewartet.
Am Sonntag, den 17. Juli 2022, war es dann soweit. Im Schweizer Rundfunk (SRF 3) wurde das Konzert der Toten Hosen live aus Zürich übertragen. Ich war vorbereitet: Bier war kaltgestellt und die Nachbarn nicht zu Hause, ich konnte Gas geben.
Ich war begeistert. Das Konzert war riesig. Die Nachbarn haben sich Sorgen um mich gemacht, da sie mich im Garten sitzend sehr wohl gehört haben und ich habe mal getestet, wie laut meine Teufel-Anlage ist. Intuitiv habe ich wohl immer zu den richtigen Biersorten gegriffen, denn ich fing an mit den Bieren der großen Brauereien aus der Schweiz. Die unterscheiden sich nicht sonderlich von den deutschen Brauereien. Sie taten nicht nur weh und lenkten nicht vom Konzert ab.
An den folgenden Tagen widmete ich mich den anderen Bieren und summte das eine oder andere mal „An Tagen wie diesen!“ von den Hose. Was für geiles Zeug habe ich mir von meiner Interrailtour aus der Schweiz mitgebracht?
Auf meiner Heimreise habe ich in Chur und in Basel am Bahnhof gut eingekauft. In beiden Bahnhöfen habe ich jeweils einen feinen Bottleshop vorgefunden. In Chur eine Filiale von „Worldwide beers & spirits“ und in Basel das „Drinks of the World“. In den beiden Geschäften kaufte ich vier wunderbare Biere der drei Brauereien
Chopfab, Kitchen Brew & Valaisanne
– Kitchen Brew mit dem Windstill Pale Ale und Windstill NEIPA
– Valaisanne Sans Alcool
– Doppelleu Brauwerkstatt Chopfab Bleifrei
Die vier Biere sind der Beweis, dass alkoholfreies Bier hopfenbetont sein kann. Alle vier Biere haben mich abgeholt und besonders das Windstill NEIPA habe ich abgefeiert. Es ist fruchtig, der Geschmack ist voll und – BÄM- der Hopfen betritt den (Mund-)Raum und sagt, wer hier der König ist. Ich bin mit Aussagen der Superlative sehr bescheiden, aber das ist eines der besten Biere, das ich je getrunken habe. Das Windstill Pale Ale steht dem NEIPA leicht im Schatten, kann sich geschmacklich aber auch behaupten. Ich staple tief, es ist auch riesig. Neugierig bin ich auf das Irish Red Ale. Keine Ahnung aber, wann und wie ich daran kommen kann.
Das Valaisanne Sans Alcool hat mich überrascht. Bei dem Etikett bin ich von einem verspielten Bier ausgegangen. eher etwas florales mit hoher Restsüße. Nix da, knacke hopfig ist das Bier aus Sion. Und das Chopfab Bleifrei von Doppelleu erinnert an ein schweres Bitterbier. Ein Genuss!
Wie kommt es zu dem Namen Chopfab? Eine von drei Erklärungen lautet: „Doppelleu steht für die beiden Wappentiere von Winterthur und Kanton, Chopfab für die enthaupteten Stadtheilgen Albanus und Felix und Regula.“
Wie so oft: Es lohnt sich neben den großen Industriebrauereien das Angebot der kleinen Brauereien anzusehen. Ich war von der Qualität der kleineren Mitbewerbern beeindruckt. Das machte richtig Spaß. Gerne würde ich mehr Bier aus der Schweiz trinken, aber es ist fast unmöglich Bier aus der Schweiz nach Deutschland geliefert zu bekommen. Aber ich habe auch gesehen, was die Schweizer Post für Pakete nach Deutschland an Porto verlangt. Eigentlich sollte man das Porto auch in Raten bezahlen können.
Migros
Eine Sache möchte ich noch erwähnen: In Basel kaufte ich auch bei der Supermarktkette Migros ein und mit ist aufgefallen, dass es da keinen Alkohol gibt. Alkoholfreies Bier ja, aber nicht mehr. Erst dachte ich, es liegt an der Nähe zum Bahnhof. Eine Sache, die ich schon länger toll finden würde, dass es am Bahnhof keinen Alkohol mehr zum kaufen gibt und man sich auf Reisebedarf konzentrieren würde.
Zurück zu Migros:Ich war neugierig. Die Migros ist eine Genossenschaft und hat in der gesamten Schweiz 2,3 Millionen Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftler (und das bei 8,6 Millionen Einwohnern). Die Migros hat bisher keine alkoholischen Getränke verkauft und es gab in letzter Zeit Bewegungen, dass die Statuten geändert werden sollten, um den Alkoholverkauf zu ermöglichen. Um eine solche Veränderung herbeizuführen, müssen 2/3 der Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftler zustimmen. Und das ist nicht geschehen.
Beachtlich finde ich, dass die Geschäftsführung der Migros, die Änderung wollte, aber die Genossenschaft dies mit großer Mehrheit abgelehnt hat. In der sogenannten Deutschschweiz waren bis zu 80 % der Genossenschaftlerinnen und Genossenschaftlern gegen einen Alkoholverkauf. Eine nichtrepräsentative Umfrage unter den Leserinnen und Lesern der Zeitung „Blick“ (vergleichbar mit der Bild-Zeitung) hat ergeben, dass 84 % der abgegebenen 38.900 Stimmen es begrüßen, dass weiterhin kein Alkohol verkauft wird.