Brauhaus Nittenau

Bier erzählt Geschichten. Es gibt bekannte Geschichten und es gibt Geschichten, die man nicht immer auf en Hauptstraßen des Biergeschmacks findet. Mich erinnert es an Ost-Berlin, der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Ausländische Staatsgäste sind immer eine bestimmte eine bestimmte Route vom Flughafen zum Palast der Republik gefahren. Der ausländische Besuch hatte so immer den perfekten Blick auf die DDR. Diese Straßenzüge sind immer in einem guten Zustand gewesen. Hier wurde regelmäßig renoviert, um im wahrsten Sinne des Wortes die Fassade zu wahren. Wenn man die wahre DDR kennenlernen wollte, musste man in die Seitenstraßen abbiegen.

Und genau so ist es mit dem deutschen Bier. Es ist unerheblich, ob es Bier mit oder ohne Alkohol ist, es gibt auch bzw. besonders abseits der Hauptstraße spannende Dinge zu entdecken. Oder mal geographisch gesprochen, die Reise muss nicht unbedingt nach Warstein, Radeberg, Bitburg oder Krombacher-Warsteiner gehen. Selbst in Nittenau kann man gut verweilen.

Der Ort / Die Brauerei

Nittenau. Ein Ort mit 9.000 Einwohnern in der Oberpfalz in der Nähe von Regensburg. Der Geburtstort von Heribert Prantl, dem ehemaligen Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, und ein Produktionsstandort der Krones AG, einem börsennotierter Hersteller von Anlagen und Maschinen für die Herstellung, Abfüllung und Verpackung von Getränken und flüssigen Nahrungsmitteln in PET- und Glasflaschen sowie Getränkedosen. Definitiv wichtig für Brauereien. Die Krones AG hat einen sehr lesenswerten Blog über (Craft-)Bier, Bierbrauen und Geschichten ums Bier.

Und genau aus diesem Nittenau kommt für mich eine große Bierüberraschung: das Brauhaus Nittenau. Erste Erwähnung fand die Brauerei im Jahr 1762. Aufgrund Platzmangel gönnte sich die Brauerei 2006 eine neue, moderne Produktionsstätte. Aufgrund einer Photovoltaikanlage bezieht die Brauerei ihre Energie zu 94 % aus Sonnenenergie und darf sich aufgrund einer Zertifizierung als Solarbrauerei bezeichnen. Gebraut wird mit regionalen Rohstoffen.

Das Sortiment

Die Brauerei unterscheidet zwischen traditionellen Bieren und Kreativbieren. Bei den traditionellen Bieren sind diverse klassischen Biere vertreten, aber nicht eins von denen ist alkoholfrei. Erwähnen möchte ich aber das Stockenfelser Geisterbräu. Als Bier der bekannten, traditionellen „Geisterwanderung“ des Nittenauer Theater und Festspielvereins erinnert es an die Geisterlegende der Burgruine Stockenfels, wo der Sage nach alle verstorbenen Bierbrauer, Wirte und Kellner, welche jemals Bier panschten ein Dasein als Geist fristen müssen.

Die Kreativbiere unterscheiden sich schon optisch von den traditionellen Biere. Die Etiketten sind kleine Kunstwerke und machen neugierig. Unter diesen Kreativbieren befinden sich drei alkoholfreie Sorten:

  • Le Chauffeur – alkoholfreies IPA: vier Hopfensorten schenken dem Bier einen herben Geschmack, der in seiner Intensität ungewöhnlich bei alkoholfreien Bieren ist. Mir schmeckt es fantastisch.
  • alkoholfreies Wit – Orangenschalen & Koriander: die alkoholfreie Interpretation dieser belgischen Brauart. Ich persönlich kann dieser Brauart grundsätzlich nichts abgewinnen. Dennoch finde ich es spannend, dass beim kochen der Würze, sowie zur Lagerung des Bieres traditionell Curacao Orangenschalen sowie zerriebene Koriandersamen gegeben werden.
  • Lola Coffee Porter: Kaffee zum Bier trinke ich schon seit Jahren. Kaffee im Bier gibt es noch nicht so lange. Aber auch diese Kombination finde ich toll. Vor einem Jahr hat das Brauhaus Nittenau mit dem Lola Coffee Porter ein solches Bier vorgestellt. Kurze Zeit davor ist der Kehrwieder Kreativbrauerei mit dem Road Runner ein Geniestreich gelungen und mit dem muss sich dem das Lola messen lassen. Der Kaffee ist mir bei der Lola zu dominant. Ich hätte mir mehr Bier im Geschmack gewünscht.

Das Brauhaus hat meine Neugierde geweckt und ich würde gerne mehr aus Nittenau probieren. Vielleicht wagt sich die Brauerei auch an alkoholfreie Versionen ihrer traditionellen Biere.