Pinkus Müller & Finne – Bier aus Münster – westfälisch alkoholfrei

Vor vielen Jahren ist mein Schulfreund Christoph von Gelsenkirchen nach Münster gezogen. Bevor er seine jetzige Frau kennen gelernt hat, habe ich ihm das eine oder andere Mal vor Ort besucht und wir wollten eine Kneipentour durch Münster machen. Das war unser Vorhaben, die Realität sah anders aus.

Unsere Kneipentouren liefen immer nach einem Muster ab: wir sind mit dem Bus in die Innenstadt gefahren, sagten auf der Fahrt, dass wir nicht nur in der Cavete bleiben wollen, wir möchten noch andere Kneipen sehen. In der Cavete hat Christoph Brinkhoffs getrunken und ich Jever und sind dort wieder versackt haben. Irgendwann merkten wir, es macht keinen Sinn mehr eine andere Kneipe anzusteuern und wir suchten den nächsten Taxistand auf. Beim Frühstück am nächsten Tag schworen wir uns, dass wir beim nächsten Mal in der Cavete nur ein Bier trinken werden.

Cavete

Die Cavete ist für mich die erste Lokalität an die ich denke, wenn ich an Münster denke. In einem Artikel der Studentenzeitung „SemesterSpiegel“ im Jahr 1958 hat sich ein Student über das „Eldorado der Spießigkeit“ beschwert und hat folgenden Text dafür verwendet:

Arm der Student, der nichts als Münster kennt! Das auffallendste Kennzeichen dieser Stadt ist, dass rein gar nichts los ist. Ein Nirwana auf Erden. Ade, Lebensfreude, Heiterkeit und Humor: ihr seid verbannt aus diesen Mauern. Man bedenkt: Obwohl in Münster über 9.000 Studenten leben, gibt es nicht ein einziges Studentencafé, geschweige denn eine -kneipe, -tanzbar oder gar einen Jazzkeller. Wo geht man also des Abends hin? Ich weiß es nicht! Was macht man an Sonntagen, bei Regenwetter? Ich weiß es nicht! Keiner weiß es.

Semesterspiegel 7/1958

Ein Jahr später wurde die Cavete, die akademische Bieranstalt, eröffnet. Ein Kneipe von Studenten für Studenten. Ob das nun in Zusammenhang mit dem Artikel steht, ist nicht übermittelt worden.

Einmal haben wir es tatsächlich geschafft und suchten eine andere Kneipe auf. Es war ein Desaster. Das Bier war in Plastikbechern vorgezapft, bei jedem Schritt verlor man seine Schuhe, da der Boden klebte und auf dem Klo wollte man seine Notdurft nicht mal stehend verrichten. Wir hatten den Wechsel bereut.

Pinkus Müller

In direkter Nachbarschaft zu der Cavete ist das Brauhaus von Pinkus Müller. Es hat auf mich immer einen sehr gediegenen Eindruck hinterlassen, ich fühlte mich deutlich zu jung, um die Lokalität einmal auf zu suchen. Ja aber wenn ich an Bier und Münster gedacht habe, habe ich direkt immer Pinkus Müller im Kopf gehabt. Getrunken habe ich es nie. Warum? Kann ich gar nicht sagen.

Die Brauerei Pinkus Müller hat mit ihrer Altbierküche, so wird die Gastronomie im Brauhaus genannt, eine bemerkenswerte Geschichte. Erstmalig erwähnt wurde die Brauerei im Jahr 1816. Sie wurde von Johannes Müller gegründet. Anfangs wurde ausschließlich Alt Bier gebraut. Der Name Pinkus kam vom Brauerei Chef in der dritten Generation Carl Müller und die Geschichte dazu steht auf der Internetpräsenz der Brauerei:

„Auf einem nächtlichen Ausflug widmet er sich zusammen mit zwei Mitschülern einem „Bullenkopp“, einem sechs Liter fassenden Krug Altbier. Nach fortgeschrittenem Genuß der Hausspezialität überkommt die vermutlich ausgesprochen lustige Gesellschaft ausgerechnet auf der Promenade kollektiv ein dringendes menschliches Bedürfnis, woraus sie stante pede einen sportlichen Wettkampf entwickelt: Als Ausgangsposition gibt es auf der einen Seite ein kleines Mäuerchen, auf der anderen eine brennende Gaslaterne, eine NOCH brennende Gaslaterne… Der offizielle Titel des Gewinners verkürzt sich im Laufe der Zeit zu „Pinkus“. Der Bezeichnete lässt den Namen später sogar in seinen Pass eintragen, denn „Carl Müllers gibt’s so viele, Pinkus ist einmalig!““

Bereits im Jahr 1978 hat die Brauerei mit Rohstoffen aus biologischem Anbau angefangen zu brauen. Anfangs kam das Malz aus biologischem Anbau, nach und nach die weiteren Rohstoffe. Pinkus Müller hat eine internationale Karriere eingeschlagen und gibt es auch in den USA, aber auch in England, Frankreich, Italien, Niederlande, Spanien und Japan. 

An anderer Stelle hab ich schon erwähnt, dass ich die Bio-Märkte als meine bevorzugten Getränkehändler gefunden habe. So bin ich in den letzten Monaten auch immer wieder in den Genuss von Bier aus dem Hause Pinkus Müller gekommen. Zum Sortiment gehört ein alkoholfreies Vollbier und das ist wundervoll herb. Herb im Antrunk, herb im Abgang. Die Farbe des alkoholfreien Weißbier hat mich überrascht. Es ist so hell und trüb, dass ich dachte, da hat sich ein Schluck Bananensaft verlaufen. Aber dem ist nicht so. Es ist im Antrunk recht fruchtig, aber das verfliegt leider sehr schnell. Schade.

Ebenfalls im Sortiment befinden sich zwei verschiedene Malzbiere. Offiziell muss ich sagen, dass es sich um Malztrunke handelt,  da der Begriff des Malzbieres aufgrund des Biers gesetzlich geschützt ist, so dass das gängige Malzbier nicht als Malzbier bezeichnet werden kann. Siehe hierzu meinen Artikel über Malzbier aus dem letzten Jahr. Zu den beiden Malzentrunken: Honig auf Brötchen mochte ich noch nie, aber immer mehr erfreue ich mich, wenn Honig irgendwo Bestandteil ist. So wie hier beim Pinkus Honig-Malz. Lecker, aber auch süß. Das ist bei Müllers Malz ziemlich anders. Der große Unterschied ist eben, dass das Müllers Malz nicht so süß ist. Den Hopfen schmeckt man wunderbar heraus. Ich finde es bemerkenswert, dass eine Brauerei zwei unterschiedliche Malztrunke produziert.

Finne

Von den einst 100 Brauereien in Münster ist nur noch Pinkus Müller übrig geblieben. Seit fünf Jahren gibt es aber nun eine zweite Brauerei in der Stadt. Die Brauerei Finne hat sich zur Aufgabe gemacht, Craftbeer brauen und neue Wege wagen. Und genau wie die Kolleg*innen von Pinkus Müller verwendet auch Finne Rohstoffe aus biologischem Anbau.

Das Finne Beach Brew alkoholfrei ist ein schmerzfreies (ohne Ecken und Kanten), gutes alkoholfreies Bier. Es ist süffig und herb im Abgang. Wenn der Name vom Beach Brew Programm sein soll, dann hält das Bier, was es verspricht. Aasee Münster, die Schatten der Bäume, 28° C und ein Finne Beach Brew. Das passt. Jedoch ist es mir fast zu süß. Ich finde es aber beachtlich, dass eine so junge Brauerei sich gewagt hat, ein alkoholfreies Bier zu brauen. Chapeau!

Westfalenland

Münster bezeichnet sich gerne als das Herz Westfalens. Das machen die Paderborner und auch die Dortmunder ebenfalls. Der Paderborner Rüdiger Hoffmann hat im Jahr 1997 beim Kölner Karneval in seiner unvergleichlichen Art das Lied „Westfalenland“ intoniert.