Hopfenfrüchte und Hopfenbomben aus Einbeck

Die Brauerei aus Einbeck ist bei mir – oh Wunder – durch das Bockbier bekannt und daher habe ich immer einen großen Bogen um deren Bier gemacht. Bockbier mochte ich nicht. Der höhere Alkoholgehalt war mir geschmacklich zu aufdringlich. Damit konnte ich mich nie anfreunden.

Im November 2017 bin ich in der evangelischen Kirche zum Prädikanten ordiniert worden. Noch rechtzeitig im Luther-Jahr. Da ich einen gewissen Ruf in der Gemeinde habe, bekam ich vom Presbyterium von der Einbecker Brauerei das Ainpöckisch-Bier geschenkt. Das Rezept ist aus dem Jahr 1378 und es soll Luthers Lieblingsbier gewesen sein. Obwohl es ein Bockbier ist, hat es mir sehr gut geschmeckt.

Martin Luther wird das eine oder andere Zitat zugesprochen. Am bekanntesten ist wohl „Hier stehe ich, ich kann nicht anders.“ Sehr wahrscheinlich, hat er das so nicht gesagt. Unsicher ist man auch bei folgender Geschichte:

Auf dem Reichstag zu Worms im Jahr 1521 soll der Herzog zu Braunschweig Martin Luther eine silberne Kanne mit Starkbier aus Einbeck zur Stärkung gereicht haben. Nach einem kräftigen Schluck soll Luther gesagt haben: „Den besten Trank den einer kennt, wird Ainpöckisch Bier genennt.“

Wir werden wohl nie erfahren, ob Martin Luther das gesagt hat. Aber schön ist es. Sicher ist jedoch, dass bei seiner Hochzeit mit Katharina von Bora auf der Feier Einbecker Bier ausgeschenkt worden ist.

Zun Thema Martin Luther und Bier fällt mir „Herr Käthe“ von der Brauerei Thombansen aus Lippstadt ein.

Hast du kein Bier,
hast du nichts zu trinken.

Martin Luther

Bier war im Mittelalter eh ein wichtiges Getränk. Das Wasser konnte man nicht bedenkenlos trinken, da es zu viele Gefahren gab daran zu erkranken. Die hohen Temperaturen beim Brauvorgang haben die gefährlichen Keime abgetötet. Bier erfreute alle Mitglieder einer Familie. Da das Bier frisch getrunken worden ist, hatte es wahrscheinlich einen geringen Alkoholgehalt. Mir ist aber nicht bekannt, wie man vor 500 Jahren Alkoholkonsum bei Kindern bewertet hat.

Zurück in die Gegenwart. Im Juli 2018 hatte ich die Möglichkeit in Warzen (ich liebe den Ortsnamen) bei Alfeld Jana und Jonas zu trauen und da Einbeck in der Nachbarschaft ist, konnte ich dort das Brauherren-Pils probieren und ich war sehr begeistert.

Ein Pils muss für mich herb sein und das Brauherren Pils ist definitiv herb. Ganz nach meinem Geschmack. Bei der Hochzeitsfeier habe ich mir viel Zeit genommen das Bier ausgiebig zu testen.

Nun hat mir meine Frau als Urlaubsmitbringsel das alkoholfreie Brauherren-Pils der Einbecker Brauerei mitgebracht. Ich habe es schon an anderer Stelle erwähnt, dass es für mich großes Kino ist, wenn eine Brauerei es schafft ein gutes alkoholfreies Pils zu brauen. aber die Strategen aus Einbeck haben es geschafft mit ihrem alkoholfreien Bier eine richtige Hopfenbombe abzufüllen. Voller Hopfen im Geschmack und sehr spritzig. Ein wunderbares ZwiPi (Zwischendurchpils), das man einfach wegzischen kann, aber auch ein guter Begleiter während eines Essens. Aktuell mein Lieblingspils. Bei Untappd würde ich 5 von 5 Punkten vergeben.

Von der Brauerei gibt es auch ein alkoholfreies Radler. Wenn das mit dem wunderbaren alkoholfreien Pils und einer leckeren Zitronenlimonade hergestellt worden ist, dann muss das ein richtig guter Durstlöscher sein. Bei mir im fernen Wuppertal bekomme ich das Radler nicht, so kann ich mir keine Meinung erlauben, aber in meiner Vorstellung muss es sehr lecker sein. Mal sehen, wann ich das nächste Mal in Niedersachsen bin, um dann vor Ort das Radler zu kaufen.

Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass ich das alkoholfreie Einbecker bei uns in Wuppertal zu kaufen bekomme. Vor einigen Monaten hat in Wuppertal-Vohwinkel eine Filiale vom Trinkgut eröffnet und hier war es kein Problem das Bier zu bestellen. Die Auswahl an alkoholfreien Bieren ist in vielen Getränkemärkten recht dürftig und über die bekannten „Fernsehbiere“ kommt man nicht hinaus. In dieser Filiale gibt man sich viel Mühe, wenn man ein Bier außerhalb des Mainstreams kaufen möchte.

Mein Cousin ist oft irritiert, dass ich eher die 0,5er-Flasche gewohnt bin. Ich bin ähnlich irritiert, dass das Einbecker Bier nur in den 0,33er-Flaschen abgefüllt ist. Bei den kleinen Flaschen lohnt sich oft nicht der Weg vom Kühlschrank ins Wohnzimmer. Liebe Einbecker, solltet ihr mal für den Export nach NRW Pils oder Radler vorsehen, so denkt über größere Flaschen nach.

Wein ist immer hoch theologisch,
gesegnet und steht in der Bibel;
Bier aber ist einfach menschlich.

Martin Luther

Seit einigen Wochen hat die Brauerei zwei neue alkoholfreie Getränke auf den Markt gebracht. In der Nachbarschaft zur Brauerei befindet sich die Saftkelterei Beckers Bester und im Rahmen des nachbarschaftlichen Austausch kam man auf die Idee, dass beide Firmen ein gemeinsames Produkt herausbringen: die Hopfenfrucht.

Das Rezept ist einfach wie genial. 55 % alkoholfreies Brauherren-Pils und 45 % Saft. Zwei Sorten gibt es: helle Traube-Zitrone und rote Traube –Holunder. Die Süße der Früchte reicht aus. Es kommt ohne Zucker und künstlichen Aromen aus. Das Hopfenfrucht mit roter Traube schmeckt mir persönlich besser. Da kommt auch der Hopfen zur Geltung. Die helle Traube ist mir zu süß und nicht im geringsten sauer. Ich möchte auch schmecken, wenn Zitrone verarbeitet worden ist und es nicht nur auf dem Etikett lesen.

Gut gekühlt ist die Hopfenfrucht ein Genuss und ich hoffe, dass die Vermarktung über die regionalen Grenzen hinausgeht.

Wer sich fragt, wie das Bockbier zu seinem Namen gekommen ist, dem sei das Video der Einbecker Brauerei empfohlen: