Schlappeseppel zum Abschluss des Jahres 2022

31. Dezember 2022 – am letzten Tag des Jahres hat wohl jeder seine eigene Tradition, wie das alte Jahr abgeheftet und das neue begrüßt wird. Seit vielen Jahren gehört dazu, dass ich am Altjahresabendnachmittag in der Mediathek von 3Sat mir den Jahresrückblick Tilt 2022 von und mit Urban Priol ansehe. Alternativ kann man den Rückblick auch im WDR 5 Radio hören.

Bei seinem diesjährigen Jahresrückblick hat Urban Priol nebenbei berichtet, dass sein Stammlokal in Aschaffenburg der Schlappeseppel ist. Da stoppte ich die Wiedergabe, denn erst gestern habe ich in meinem Kühlschrank die drei alkoholfreien Biere von Schlappeseppel auf Kühlung gelegt. Das alkoholfreie Weißbier von Schlappeseppel soll auch in der Regel das Weißbier sein, das Urban Priol mit auf der Bühne hat. Sehr sympathisch, wenn man seinen Durst mit einem Bier bei der Arbeit löschen kann. Manchmal nehme ich noch ganz verschämt einen Schluck Wasser bei meinen Gottesdiensten und bin richtig neidisch, dass Urban Priol mit einem alkoholfreien Weißbier Abhilfe verschaffen kann.

Schlappeseppel hat drei verschiedene alkoholfreie Biere im Sortiment: ein Pilsener, ein Weißbier, und einen Radler. Den Radler frühstücke ich mal ganz schnell ab, denn für ein Radler hat er gut geschmeckt, obwohl mir noch nicht immer ganz klar ist, warum man ein Mischgetränk verkaufen muss und so im Getränkemarkt anderen interessanten Bieren die Plätze wegnimmt. Von Pilsner habe ich eigentlich identisch viel erwartet wie vom Radler. Und das war die große Überraschung für mich. Schlappeseppel hat es gut geschafft. Ein knackig herbes Bier zu brauen. Ich freue mich jetzt schon, wenn ich mal in der Gegend von Aschaffenburg bin, dann wandert auch das alkoholfreie Pilsener in meinen Einkaufskorb.

Das Weißbier schmeckt mir ebenfalls gut. Wie schon öfters bei mir geschrieben steht, mag ich es, wenn die Restsüße gering ist, aber das haben die Aschaffenburger nicht ganz so gut hinbekommen. Dafür gefällt mir die trübe Bernsteinfarbe des Bieres, der feste Schaum und der Geruch vor dem ersten Schluck.

Bei meiner Recherche bin ich auf eine eigenartige Gegebenheit gestoßen: im Brauhaus Schlappeseppel wird gar kein Schlappeseppel ausgeschenkt. Die Brauerei Faust hat es hier, warum auch immer, in die Kühlschränke und Bierleitungen geschafft. Ich kann mir gut vorstellen, dass der ein oder andere Aschaffenburger aufgrund dieser Tatsache die Faust in der Tasche ballen wird. Sorry, dieses Wortspiel musste einfach sein.

Zum Jahresende macht man auch schon mal den einen eigenen Jahresrückblick. Mein Musik-Streamingdienst hat mir bei meinem Jahresrückblick mitgeteilt, dass ich 10.348 Minuten Musik gehört habe und den größten Anteil davon hat Stoppok mit 852 Minuten. Das ist nun nicht die große Überraschung. Ich wünsche ihm alles Gute, da er sich aktuell von einem Herzinfarkt erholt.

Auch Untappd teilte mir meinen persönlichen Jahresrückblick mit. Dort checke ich immer nur neue Biere ein und ich finde es schon erschreckend, dass ich im Jahr 2022 tatsächlich 289 mir bis dato unbekannte, alkoholfreie Biere verköstigt habe. Wenn ich an meinen Aufenthalt in Dubai denke, habe ich auch nicht immer alle ausgetrunken. Getreu meinem Motto, dass das Leben zu kurz ist, um schlechtes Bier zu trinken.

Einige persönlichen Highlights hatte ich aber auch im Jahr 2022:

  • ich habe mich tatsächlich gefreut, dass Radeberger sein erstes alkoholfreies Bier auf den Markt gebracht hat und Bitburger mit seinem herben ein zusätzliches. Bei beiden Brauereien ist deutlich zu sehen, wie ernst auch die großen Brauereien mittlerweile an das Thema „alkoholfreies Bier“ herangehen. Es gibt immer noch die eine oder andere Brauerei, bei der man den Eindruck haben muss, dass sie ein alkoholfreies Bier nur im Sortiment haben, obwohl sie nicht dahinter stehen.
  • ich bin froh und dankbar, dass die Bierothek Essen mir die Chance gegeben hat, ein alkoholfreies Tasting zu begleiten. Alles für den guten Zweck und das gefiel mir gut. Aktuell planen Martina und Marcus ein weiteres alkoholfreies Tasting. Jedoch ohne mich, ich wünsche ihnen dabei viel Erfolg.
  • in der ersten Jahreshälfte hat mir Annette von meinen Biernerds erzählt, dass es in den Niederlanden einen verrückten Onlineshop für alkoholfreies Bier gibt. Verrückt und alkoholfrei, das sind die Wörter, auf die ich reagiere. Was bin ich froh, dass ich bei Ondernulpuntfijv Kunde bin. Die Auswahl ist grandios, die Versandkosten halten sich im Rahmen und der persönliche Kontakt, egal ob mit Raul oder Janine, ist toll. Ich bin gespannt, was das neue Jahr auch dort bringen wird.
  • Ein weiteres Highlight für mich war, dass ich Maria von der Freedl-Brauerei aus Südtirol kennenlernen durfte. Zwei Besonderheiten sind dort aufeinander gestoßen: eine brauende Frau und kreatives Bier aus Italien. Es gibt zu wenige Frauen in den Brauereien, denn sie bringen die notwendige Kreativität mir. Das bisherige mir bekannte alkoholfreie Bier aus Italien fand ich immer so mittel. Aber wenn man schon die Idee hat, mit wildem Bergbasilikum, ein alkoholfreies Bier zu brauen, erwähnt werden. Und das schmeckt auch richtig gut. Und Maria ist eine tolle Gesprächspartnerin.
  • im Sommer hatte ich die verrückte Idee, an einem Tag nach Basel und wieder zurück zu fahren, um dort alkoholfreies Bier zu kaufen. Bei meiner letzten Durchreise hat es mir Kitchenbrew angetan und die haben vier verschiedene alkoholfreie Biere im Sortiment. Es war eine verrückte Tour, die Bahn hat alles gegeben (Verspätungen, Zugausfälle, Zugumleitungen und vieles mehr) und ein aufgrund eines Staatsbesuches weitestgehend abgesperrtes Basel. Dafür hatte ich die Möglichkeit zum ersten Mal außerhalb einer Zoom-Konferenz Urs zu sehen. Heute habe ich immer noch ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn und seine Frau Susanne mit meinem Besuch fast überfallen habe.

Zu erwähnen sind auch die Treffen mit meinen Biernerds in Frankfurt und in Lingen. Famos finde ich auch den monatlichen HHopcast von Regine und Stephan. Ich mag es, in unterhaltsamer Weise, viele Neuigkeiten zum Thema Bier zu erfahren, auch wenn sie für mich als alkoholfreien Biertrinker erst mal uninteressant sind. Aber vielleicht gibt es ja doch mal den alkoholfreien Senatsbock.

Ich bin gespannt, was ist das neue Jahr 2023 bringt. Ich nehme mir vor, regelmäßiger und öfter zu bloggen, muss mir aber eingestehen, dass aufgrund meiner beruflichen und kirchlichen Verpflichtungen die Zeit manchmal fehlt. Meine hopfigen Projekte habe ich im Blick.

Eins noch: Die Brauerei Schlappeseppel hat einen recht kuriosen Namen. Auf der Internetseite der Brauerei findet man die Geschichte der Brauerei, die ich hier gerne auszugsweise veröffentliche.

So wird die Geschichte erzählt: Man schreibt das Jahr 1631. König Gustav von Schweden nimmt die Stadt Aschaffenburg ein. Während im Schloss Johannisburg schon die Vorbereitungen für die königliche Hofhaltung getroffen werden, muss man feststellen: In den Fässern ist kein einziger Tropfen Bier. 

Mitten im 30-jährigen Krieg sind auch die letzten Quellen versiegt. Rasch ist ein Heermann gefunden, der die Kunst des Bierbrauens versteht. Von höchster Stelle erhält er die Order, für seine Majestät König Gustav Bier zu brauen.

Der Soldat Joseph Lögler, wegen einer Kriegsverletzung „der lahme Seppel“ genannt, löst seine Aufgabe meisterhaft.

Das Schlappeseppel ist geboren.

Als die schwedischen Truppen abziehen, bleibt Lögler seinem Metier treu. Er schließt sich nicht mehr dem Heerestross an, sondern wird ein sesshafter Fassbender und Brauer. Sein Beiname „der schlappe Seppel“ bleibt im Volksmund lebendig.

Brauerei Schlappeseppel https://www.schlappeseppel.de/brauerei/geschichte/